Chronik 2021 Auswertung – Deutliche Zunahme dokumentierter rechtsoffener und verschwörungsideologischer Veranstaltungen im Jahr 2021

Im Jahr 2021 stellte das Antifaschistische Bildungszentrum und Archiv Göttingen e.V. (ABAG) eine deutliche Steigerung extrem rechter, NS-verharmlosender und durch teils antisemitische Verschwörungserzählungen geprägte Veranstaltungen fest. Für diese Entwicklung sind insbesondere die gestiegene Anzahl an Aufmärschen der sogenannten Corona-Leugner*innen sowie die im Rahmen der Bundestags- und Kommunalwahlkämpfe durchgeführten Infostände verantwortlich. Insbesondere im Zusammenhang mit den pandemieverharmlosenden Protesten kam es immer wieder zu Übergriffen und Bedrohungen gegenüber anwesenden Journalist*innen.

Im Gegensatz zu den gestiegenen Fallzahlen im Veranstaltungsbereich verzeichnet das ABAG im Bereich rechter Propaganda erfreulicherweise einen Rückgang der gemeldeten Vorfälle. Ein Mitglied des ABAGs führt aus: „In den vorangegangenen Jahren waren mutmaßlich vor allem die Kameradschaftszenen in Einbeck sowie diverse extrem rechte Kleingruppen in Göttingen für einen Großteil der verbreiteten anti-linken und rassistischen Propaganda verantwortlich. Seitdem einige wichtige Protagonisten dieser Gruppen nicht mehr in Göttingen und Umgebung wohnen, hat auch deren öffentliche Raumnahme deutlich nachgelassen.“

Das Antifaschistische Bildungszentrum und Archiv Göttingen dokumentiert im Rahmen seiner Chronik unter anderem rechte, rassistische und antisemitische Vorfälle in Form von Aufmärschen, Bedrohungen und Propagandaaktionen. Solche Vorfälle können unter chronik@antifaschistisches-archiv.org gemeldet werden.


Die Auswertung der Chronik 2021 wird außerdem in der dritten Ausgabe der Vereinszeitschrift des ABAG, der Hingeschaut!, veröffentlicht, die im Frühjahr 2022 erscheinen wird. Für Rückfragen stehen wir unter den genannten Kontaktdaten zur Verfügung. Die gesamte Auswertung kann hier eingesehen werden.

Artikel ‘Moritz Jahn – Der Göttinger Dichter nach 1945 unbehelligt’ aus Vereinszeitschrift online lesbar

Über den problematischen Göttinger Dichter Moritz Jahn schrieb Stefan Walfort einen Artikel für die letzte Vereinszeitschrift ‘Hingeschaut!#2’

Moritz Jahn – Der Göttinger Dichter nach 1945 unbehelligt; Hingeschaut! No. 02 im Mai 2021; von Stefan Walfort

Nach Redaktionsschluss haben wir vom Tod Stefan Walforts erfahren. Uns macht diese Nachricht traurig. Stefan hat für diese Ausgabe der Hingeschaut! einen Artikel zum völkischen Dichter Moritz Jahn geschrieben. Wir haben ihn als engagierten Zeitgenossen kennengelernt. Er überlegte für seine Promotion im ABAG zu recherchieren. Dass er seine Pläne nun nicht mehr umsetzen kann, betrübt uns sehr.

Veranstaltung: Die aktuelle Mobilisierung der Corona-Rebellen – Verschwörungserzählungen und Einflussversuche durch die extreme Rechte

Die aktuelle Mobilisierung der Corona-Rebellen – Verschwörungserzählungen und Einflussversuche durch die extreme Rechte

Am 16. Mai 2020 tönte aus der Göttinger Versammlung der selbsternannten Corona-Rebellen ein lautes „Wir bleiben antifaschistisch!“. Auf der linken Gegenkundgebung steht der selbe Spruch auf den hochgehaltenen Schildern. Sorgt der sogenannte „Corona-Wahnsinn“ doch für mehr Verwirrung als gedacht? Auch im zweiten Jahr der Pandemie scheint eine genaue Einordnung der Protestbewegung noch immer schwierig. So dominieren in der Region nicht subkulturell ge-prägte Neonazis die ersten Reihen der Veranstaltungen, sondern Menschen, die aus antisemitischen Verschwörungserzählungen eine antidemokratische Haltung annehmen. In unserem Vortrag wollen wir die Entwicklung der südniedersächsischen Corona-Leugner*innen skizzieren, auf propagierte Inhalte eingehen und zeigen, wie extrem rechte Akteure versuchen, Einfluss auf die Proteste zu gewinnen.

Das Antifaschistische Bildungszentrum und Archiv Göttingen e. V., kurz ABAG, möchte über Ausprägungen gruppenbezogener Menschen- feindlichkeitaufklären und die aktuellen wie auch zeithistorischen Praxen der extremen Rechten in der Region dokumentieren.

Die aktuelle Mobilisierung der Corona-Rebellen – Verschwörungserzählungen und
Einflussversuche durch die extreme Rechte | 25.01.2022 | 17.30 | Online-Veranstaltung | Anmeldung unter: goettingen@bw-verdi.de

Chronik August bis November 2021

Unsere Auflistung extrem rechter Aktivitäten für die Region Göttingen sowie die Landkreise Göttingen, Northeim und Eichsfeld ist nun auf unserer Homepage einsehbar

Pressemitteilung: ABAG verzeichnet gesteigerte Mobilisierung von Corona Leugner*innen

In den vergangenen Wochen verzeichnete das Antifaschistische Bildungszentrum und Archiv Göttingen (ABAG) eine Zunahme von verschwörungsideologischen Aufmärschen und Aktionen in Südniedersachsen und dem thüringischen Eichsfeld. Diese Aktivitäten gehen in der Regel mit antisemitischen und/oder den Nationalsozialismus relativierenden Aussagen einher. So werden die staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie mit dem historischen Nationalsozialismus gleichgesetzt. Auf dem Göttinger Zentralcampus wurde beispielsweise„"2G=[Hakenkreuz]“ geschmiert. Auf einer Veranstaltung in Herzberg (Harz) wurden außerdem Karl Lauterbach mit Adolf Hitler und die Ungeimpften mit den im Nationalsozialismus verfolgten Jüdinnen und Juden gleichgesetzt. 

"Es ist schlicht unerträglich, wie radikalisierte Impfgegner*innen die
Corona-Schutzimpfung mit der Vernichtungspraxis der NationalsozialistInnen gleichsetzen“ führt das ABAG aus.„Gleichzeitig sehen sich viele der selbsterklärten ‚Corona-Rebellen‘ in einem Endkampf gegen globalisierte Eliten und bedienen damit antisemitische Codes“ so das ABAG weiter. Neben dieser verschwörungsideologischen und NS-verharmlosenden Ausrichtung stellt das ABAG seit Beginn der Proteste gegen die Coronamaßnahmen im Jahr 2020 immer wieder Bedrohungen und Angriffe auf Journalist*innen im Umfeld der Aufmärsche fest. Anwesende Pressevertreter*innen wurden bereits mehrmals mit dem Tod bedroht oder ihnen aggressiv in die Kamera gegriffen.

Die aktuelle Mobilisierungswelle wird insbesondere durch die Telegram-Kanäle "Freies Thüringen“ und "Freie Niedersachsen“ beschleunigt. Die Chatgruppen wurden nach dem Vorbild der extrem rechten "Freien Sachsen“ gegründet. Sie wirken als ein Organisationskatalysator unter dessen Dach  verschiedene lokale Organisationen und Initiativen zusammentreffen und eine gemeinsame Mobilisierungsplattform finden. In der Region nehmen die Veranstaltungen in Herzberg eine Sonderrolle ein: Hier haben die Landtagsabgeordnete Dana Guth (Liberal-Konservative Reformer, ehemals AfD) und Jens Krause (Landesvorsitzender LKR) die Organisation der Aufmärsche übernommen. "Diese Entwicklungen zeigen die Breite des Mobilisierungspotentials für pseudowissenschaftliche, irrationale und oft auch antisemitische sowie den Nationalsozialismus relativierende Erzählungen. Die Aufmärsche gehen dabei immer wieder mit Gewalt gegenüber Journalist*innen einher. Das hieraus resultierende Bedrohungspotential sollte nicht unterschätzt werden“, stellt das ABAG abschließend fest.

Das Antifaschistische Bildungszentrum und Archiv Göttingen dokumentiert im Rahmen einer Chronik rechte, antisemitische und rassistische Vorfälle für die Regionen Südniedersachsen und Eichsfeld. Ein Auszug über die in den vergangenen Wochen dokumentierten Vorfälle finden Sie im Anschluss an die Pressemitteilung.

Für Rückfragen stehen wir unter: kontakt@antifaschistisches-archiv.org zur Verfügung. Rechte, rassistische und antisemitische Vorfälle können unter chronik@antifaschistisches-archiv.org oder über das Kontaktformular auf der Homepage gemeldet werden.

Das Kulturbüro Sachsen e.V., der Verein Miteinander e.V. und MOBIT – Mobile Beratung in Thüringen haben eine gemeinsame Einschätzung zu den Proteste in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen veröffentlicht. Sie finden das Statement hier:
https://www.miteinander-ev.de/motor-der-radikalisierung/

Chronik Mai bis Juli 2021

Unsere Auflistung extrem rechter Aktivitäten für die Region Göttingen sowie die Landkreise Göttingen, Northeim und Eichsfeld ist nun auf unserer Homepage einsehbar

Chronik Januar bis April 2021

Unsere Auflistung extrem rechter Aktivitäten für die Region Göttingen sowie die Landkreise Göttingen, Northeim und Eichsfeld ist nun auf unserer Homepage einsehbar

Ausgabe 02 unserer Vereinszeitschrift Hingeschaut!

Ausgabe 02 unserer Vereinszeitschrift Hingeschaut! ist inzwischen druckfrisch auf dem Weg zu unseren Fördermitgliedern. Gegen eine kleine Spende erhaltet ihr die Zeitschrift nun auch im Roten Buchladen. In der Ausgabe findet ihr unter anderem eine sehr ausführliche Chronik-Auswertung (inkl. Grafiken und Statistiken) für das Jahr 2020. Aber auch weitere spannende Beiträge zu dem Göttinger Dichter Moritz Jahn, ein Interview mit dem Roma Center Göttingen oder einen Beitrag über die, die Coronapandemie verharmlosenden, Proteste im Raum Südniedersachsen.
Bitte informiert euch vor eurem Besuch des Roten Buchladens über aktuelle Regelungen bezüglich Corona und haltet Vorsichtsmaßnahmen zu eurem und zum Schutz Anderer ein. Der Rote Buchladen informiert diesbezüglich regelmäßig auf seiner Homepage.

Als Zusatz zur Hingeschaut #2 gibt es ein Beiheft über den Neonazi Hans-Michael Fiedler, der in den 80zigern das NPD Büro in der Burgstraße in Göttingen leitete und in der Zeit Bildungsarbeit für die extreme Rechte geprägt hat.

Kaffe, Kuchen, Hingeschaut!

Am 25.06.2021 erscheint die zweite Ausgabe unserer Vereinszeitschrift Hingeschaut! mit vielen spannenden Beiträgen zum historischen, aber auch sehr aktuellen Antifaschismus. Um auf das Erscheinen der extra dicken Ausgabe anzustoßen und miteinander ins Gespräch zu kommen, möchten wir euch gerne zu einem gemütlichen Kuchenessen zu uns ins, bzw. Corona-Sage vor das Archiv einladen.
Wir freuen uns, wenn ihr uns am Samstag den 26.06 zwischen 14:00 und 17:00 Uhr auf einen veganen Rhabarberkuchen in der Lange-Geismar-Straße 2 besuchen kommt.